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Beitrag vom 11.08.2016
Berlin, Stadt der Frauen - Siebenter Gender Datenreport im August 2016 erschienen
AVIVA-Redaktion
Trotz Verbesserung im Einkommen sind Frauen besonders präkarisiert: unter den Alleinerziehenden sind Frauen in der überwältigenden Mehrheit und besonders von Armut bedroht. Trotz verbesserter Bildungschancen stehen ihnen nicht alle Karrierewege frei – die gläserne Decke wirkt nach wie vor.
Der Gender Datenreport enthält Daten der amtlichen Statistik mit besonderer Bedeutung für die soziale und wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern und ist somit eine wichtige Grundlage für die Gleichstellungspolitik des Landes Berlin. Der Report wird von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg jährlich veröffentlicht und ermöglicht damit auch längerfristige Vergleiche zu gleichstellungspolitischen Rahmenbedingungen und Entwicklungen.
Neben Angaben zur Entwicklung der Berliner Bevölkerung werden die Themenbereiche Bildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Lebensunterhalt, Gesundheit und politische Partizipation für beide Geschlechter ausgewertet.
Einige Schlaglichter aus dem Inhalt:
Demografie: Ehe und Familie sind nach wie vor bedeutende Formen des Zusammenlebens. Neben die traditionelle Ehe mit Kindern sind jedoch in vergleichbar großer Zahl unverheiratete bzw. alleinerziehende Eltern getreten.
Bildung: Junge Frauen sind heute in Schulen und Hochschulen bereits erfolgreicher als ihre männlichen Mitschüler und Studenten. Bei Berufs- und Studienfachwahl bleiben vielfach noch alte Rollenvorstellungen lebendig.
Erwerbsleben: Die Erwerbsorientierung von Frauen, auch mit Kindern, ist hoch. Die Arbeitsverhältnisse sind jedoch häufiger als bei Männern durch Teilzeit, geringere Aufstiegschancen und prekäre Beschäftigung geprägt.
Einkommen: Frauen sind zunehmend ökonomisch selbständig, allerdings im Durchschnitt mit deutlich geringerem Einkommen als Männer. Teilzeitarbeit, die "gläserne Decke" sowie höhere Einkommen in "Männerbranchen" sind die Ursache.
Gesundheit:: Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer. Unterschiede in den Lebensumständen, dem persönlichen Lebensstil sowie im Gesundheitsverhalten spielen eine wichtige Rolle.
Politische Partizipation: In der Politik sind Frauen von der Gleichstellung noch weit entfernt. Sie gewinnen aber zunehmend Einfluss in Parlamenten, Ministerien sowie in Spitzenpositionen von Politik und Parteien.
Hohes Armutsrisiko bei alleinerziehenden Müttern
Vater, Mutter, Kind - das traditionelle Familienmodell ist in Berlin weiter auf dem Rückzug. Mittlerweile sind die Eltern von 48 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Berlin nicht verheiratet. Ein Drittel der Eltern ist alleinerziehend. Diese wiederum sind fast ausschließlich - nämlich zu 90 Prozent - Frauen.
Dazu erklärt Berlins Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen Dilek Kolat: "Berlin, Stadt der Frauen – das ist Anspruch und Wirklichkeit zugleich. Frauen sind hier öfter erwerbstätig und häufiger in Führungspositionen als im Durchschnitt Deutschlands. Aber bis zur vollständigen Gleichberechtigung und Teilhabe ist noch ein weiter Weg zu gehen."
Frauen leiden unter Doppelbelastung
Als Beispiel nennt Kolat alleinerziehende Frauen: "Sie müssen den Familienalltag alleine meistern und sind vielfach einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt. Der Senat hat deshalb vor Kurzem ein Maßnahmenkonzept zur Verbesserung der Situation Alleinerziehender verabschiedet und zusätzliche Mittel insbesondere für mehr ökonomische Stabilität durch finanzielle Entlastung und besseren Zugang zu existenzsichernder Erwerbstätigkeit bereit gestellt."
Mehr Frauen an der Hochschule
Es gibt aber auch positive Entwicklungen im aktuellen Gender Datenreport. So haben mittlerweile mehr Frauen als Männer die allgemeine Hochschulreife (47 Prozent zu 44 Prozent) oder einen Hochschulabschluss (31 Prozent zu 30 Prozent). Deutlich ist der Vorsprung in der Altersgruppe der 25- bis 35-jährigen. Hier haben 38 Prozent einen Hochschulabschluss gegenüber nur 30 Prozent der gleichaltrigen Männer.
Im Erwerbsleben fassten Frauen nach der Rezession der 90er Jahre schneller wieder Fuß als Männer: Die Erwerbstätigenquote der Frauen hatte bereits 2014 das Ausgangsniveau überschritten und stieg im vergangenen Jahr weiter auf 67 Prozent, Männer blieben mit einer Quote von 71 Prozent noch darunter.
Allerdings verdienen Frauen im Durchschnitt immer noch weniger als Männer. So erzielten von allen Erwerbstätigen 24 Prozent der Frauen aber 35 Prozent der Männer Einkommen von über 2.000 Euro monatlich. Bei den abhängig Beschäftigten ist die Differenz in den Monats- bzw. Jahreseinkommen mit fast 19 Prozent (2014) ebenfalls hoch. Allerdings war diese Lücke im Jahr 2008 mit 26 Prozent noch viel größer und wird seitdem kleiner.
Im Vergleich zum ersten Berlin Gender Datenreport von 2009 ist jedoch nur wenig Veränderung zu spüren. Die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist gestiegen, sowie der Erfolg in der Bildung und Ausbildung. Dennoch bleibt die Berufsauswahl nach wie vor geschlechterspezifisch geprägt. Die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen hat sich zwar verbessert, jedoch ist die Diskrepanz nach wie vor gravierend. Der Gender Datenreport enthält wichtige Hinweise auf die noch austehenden Veränderungen, die gesellschaftlich und politisch stattfinden müssen, um die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu erreichen.
Den vollständigen Gender Datenreport 2015 als PDF finden Sie unter:
www.statistik-berlin-brandenburg.de
Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen / Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
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Gender Datenreport Berlin 2012 veröffentlicht
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